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Schizophrenie

Psychiatrie als Schwerpunkt



Schizophrenie, eine rätselhafte Krankheit




Schizophrenie: Versuch einer Definition

Wir wissen sehr viel aber wir verstehen nur wenig bei der Schizophrenie. Der Begriff meint zu deutsch „Spaltungsirresein“, was den Kern aber nur am Rande trifft. Schizophrenie ist ein Gruppenbegriff und reicht von der Adoleszenten-Krise bis zum psychotischen Tobsuchtsanfall. Es gibt also nicht DIE Erkrankung, sondern viele Facetten der Schizophrenie.
Hier der Versuch einer Definition:
Schizophrenie ist eine Wahrnehmungsstörung, die es erschwert, Eigenes von Fremdem zu unterscheiden. Realität kann zur Fantasie verkommen und umgekehrt. Diese gestörte Wahrnehmung untergräbt das Ich-Gefühl des Menschen und kann in einem eigentlichen Bürgerkrieg enden, wo Stimmen im Kopf miteinander kämpfen.
Soweit wir heute wissen, gibt es eine erbliche Komponente, auch frühkindliche Schädigungen vor und während der Geburt tragen wahrscheinlich dazu bei.
Chemisch wird die Schizophrenie durch einen funktionellen Ueberschuss an Dopamin in zentralen Hirnregionen und einen relativen Mangel im Bereich des Stirnhirns charakterisiert. Es sind aber höchstwahrscheinlich noch andere Transmittersysteme wie Glutamat, Serotonin und andere beteiligt.

Die folgenden Zeichnungen stammen von einer schizophrenen Patientin in verschiedenen Phasen der Krankheit.



Verlauf:

Es gibt die "Drittelsregel": Ein Drittel erkrankt einmal akut, bleibt dann aber gesund. Ein weiteres Drittel erholt sich von der Krise, erlebt aber später einen oder mehrere Rückfälle.
Das letzte Drittel zeit einen chronischen Verlauf. Dieser kann von anfang an chronisch verlaufen oder nach mehreren aktuen Phasen chronisch werden. Auch sogenannte "Defektheilungen" sind möglich, die eigentlichen Schübe sind vorbei, es bleibt aber ein Defizit zurück. Sogenannter Residualzustand.




Grosse Stigmatisierung


Ein Stigma ist ein sichtbares Zeichen. Eine Stigmatisierung heisst auf Schweizerdeutsch "ein Zeichen oder eine Zwei auf dem Rücken". Die Gefahr der Stigmatisierung, der Diskriminierung besteht grundsätzlich bei allen psychischen Krankheiten. Beim Burnout ist dies am schwächsten, bei der Depression deutlich ausgeprägter und bei der Schizophrenie am massivsten.
Dies wird diesen Patienten nicht gerecht. Sie sind Kranke und nicht einfach "Spinner". Der Leidensdruck kann enorm sein, einige wollen oder können es nicht wahrhaben, krank zu sein. Man spricht von fehlender Krankheitseinsicht. Liegt dies vor, ist die Heilungschance deutlich kleiner, weil man dann nicht mit dem Patienten gegen die Krankheit kämpfen kann. Man muss dann als Arzt gegen die Krankheit und den Patienten kämpfen.




Früherkennung ist wichtig!

Dies gilt vorallem für früh auftretende Schizophrenieformen, welche klassischerweise in der Pubertät beginnen, von anfang an chronisch verlaufen und äusserst belastend sein können. (Sogenannte Adoleszentenkrise mit Uebergang zur Simplex-Schizophrenie).
Hier zeigt die Erfahrung, dass die Prognose durch Früherkennung und Frühbehandlung deutlich verbessert werden können.
Hier die wichtigsten Warnzeichen: Beginn zwischen 15 und 25 Jahren, ein Mensch verändert sich deutlich, seine Umgebung, auch er selber kommt ihm fremd vor. Typisch ist ein Leistungsknick. Nach erfolgreichem Beginn des Gymnasiums oder der Lehre kommt es zu einem Stillstand und einem Leistungseinbruch, der häufig zum Abbruch der Ausbildung führt.
Es gibt spezielle, spezialisierte Früherkennungssprechstunden, in die man vom Hausarzt eingewiesen werden kann.





 



Häufigkeit

In allen Kulturen der Welt ist die Häufigkeit sehr ähnlich. Man geht davon aus, dass einer von Hundert betroffen ist. Konkret: In Meilen mit 10000 Einwohnern leben statistisch gesehen 100 Menschen mit Schizophrenie.

Positiv- und Negativsymptomatik


Man unterscheidet beim Schizophrenen sogenannte Positiv-Symptome. Dazu gehören Wahnideen, Stimmen hören, emotionale Ausbrüche etc.
Dann gibt es aber auch Negativsymptome: Die Patienten wirken stumpf, emotional flach, zum Teil depressiv und unmotiviert.




Therapeutisches

Medikamente spielen in der Behandlung eine wichtig Rolle. Dabei lassen sich Positiv-Symptome wesentlich einfacher behandeln als die Defizite bei den Negativsymptomen.
Die Medikamente dämpfen ein übererregtes Dopamin-System oder greifen stabilisierend in den Serotonin-Stoffwechsel ein.
Die Behandlung wird bei fehlender oder eingeschränkter Krankheitseinsicht erschwert oder gar verunmöglicht. Wozu soll ich Medikamente nehmen, wenn ich mich nicht krank fühle? Ich bin ganz normal, ihr alle aber seid krank.
Langfristig ist die umsichtige Führung durch einen erfahrenen Arzt wichtiger als die Medikation. Viele Patienten sind in der Beziehung zu sich selber und zur Umgebung gestört. Dies betrifft natürlich auch die Arztpatienten-Beziehung. Die Kunst besteht darin, mit den krankhaften Anteilen einfühlsam und konstruktiv umzugehen und die gesunden Anteile nach Möglichkeit zu fördern.  In der Regel ist eine langjährige Behandlung beim gleichen Arzt hilfreich. Man kennt sich und vertraut sich.




 
Take home message


Die Schizophrenie ist auch heute noch eine schwere Krankheit, bei der noch nicht alle Rätsel gelöst sind. Der Verlauf kann sehr quälend sein und zu zerrütteten Familien-Verhältnissen, zu Arbeitslosigkeit oder Invalidität führen.
Trotzdem ist diese Diagnose keineswegs ein Todesurteil. Früh und fachgerecht behandelt hat eine Mehrheit der Patienten gute Chancen auf eine wenig gestörte Beziehungs- und Arbeitsfähigkeit. Packen wir die Chance!

 

 
 
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